Sie hatte soziale Medien bemüht, hatte sich auf Partnerseiten registriert, doch keiner wollte so recht auf sie anspringen. Dabei suchte sie doch angeblich keinen Partner für das Leben, sondern nur einen fürs Bett. Diese Suche war auch schon im realen Leben fehlgeschlagen, kaum saß sie mal mit einem Objekt der Begierde bei einem Glas Wein, brach ihre schlechteste Eigenschaft los und sie begann, ihr Gegenüber nach gemeinsamen Bekannten zu durchforsten. Solcherarten ob Offenlegung der Privatsphären genervt, wurde der Gesprächspartner jedes Mal stiller, was aber ihrem Redefluss keinen Abbruch tat. Sie erzählte. Und erzählte von Leuten, die der andere gar nicht kannte und erzählte Sachen, die er gar nicht wissen wollte.
Kaum hatte sie ihren Bekanntenkreis "durchbesprochen", endete die Verwunderungsphase und der Mann begann sich zu fragen, wann er dann an der Reihe wäre. Denn Gutes hatte sie über die besprochenen Personen ja nicht erzählt und dabei ihrer Phantasie freien Lauf gelassen. Plötzlich wurden aus redlichen Personen Schwerstverbrecher und aus Frauen ihrer Bekanntschaft die ärgsten Nutten, was dem Berieselten eigentlich gar nicht interessierte.
Ähnlich erging es dem Rauchfangkehrer, den sie am 20.12. im Haus hatte und dem sie 20 Minuten nach dem Eintreffen bereits davon informierte, dass sie einen argen Notstand habe. Ob er denn ihre umfangreiche Dildosammlung sehen wolle? Er warf einen kurzen Blick in den Kamin und suchte das Weite. Nicht ohne das Kamintürchen zu schließen
Der nach dem letzten Treffen vereinbarte Anruf blieb wieder einmal aus, also begann der bewussten Dame am 24.12. zu dämmern, dass sie an diesem Abend wohl wieder auf ihre Sammlung zurückgreifen muss.
(Aus der Sammlung "Geschichten, die das Leben schrieb ... oder die Phantasie")
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