Freitag, 30. Dezember 2011

ÖHA!

Ich lese nach. Die Mama gibt mir immer die ausgelesenen Revolverblätter mit, die ich dann Wochen zu spät durchackere. Meist ist das die Samstagbeilage einer Gratisgazette, die so heißt wie unser Land, für die ich nie im Leben einen Cent ausgeben würde. Die Beilage heißt übrigens wie die die Sängerin, deren bürgerlicher Name M. Louise Veronica Ciccone lautet. Beim Lesen amüsiere ich mich manchmal mehr, manchmal weniger. Und denke daran, dass ich mich nicht mehr über Einiges aufregen muss, weils eh Schmäh von gestern ist.

Heute habe ich ein Oktober- oder Novemberheft zur Hand genommen und war beim Lesen erstaunt. Seit ich dieses Blatt im Recycling- oder Lesezirkelverfahren lese, gehe ich das erste Mal mit den Schreiberlingen konform. Was habe ich mich doch schon geärgert über Meinungen, die ich nicht teilen konnte. Aber heute .....

Es geht wieder einmal um Scharlotte. Die mit den Grindbüchern, anders kann ichs nicht bezeichnen. Schon beim ersten "Werk", in schrillem Rosa gehalten, schüttelte es mich. Wahrscheinlich habe ich aber nur nicht verstanden, was die da alles von sich gab. Da war von Hämorrhoiden in Karfiolform die Rede und von Stangen, die sie sich wer weiß wohin einführte. Mir drehte es bei den Beschreibungen fast den Magen um und ich wunderte mich über ihre Neigungen in ihren feuchten Gebieten. Aber vielleicht war ich nur enttäuscht, weil der Hype ja schon ziemlich groß war und ich dann lauter Unsinn lesen musste, wahllos aneinander gereihte Wörter. Mehr nicht.

Das zweite Buch, in dem sie ihren Schoß Gebete sprechen lässt, kenne ich nur von Auszügen in besagtem Schundblatt, es zu erstehen widerstrebt mir, dazu war das erste Buch schon zu schlecht, sprich grottenmies, da könnte man die Euroscheine gleich anzünden, schad ums Geld. Dass sie nur eine Selbstdarstellerin ist, habe ich schon früher bemerkt. Wichtig machen, egal womit und mit welchem Schwachsinn auch immer. Schon bei den ersten Auszügen aus dem neuen Buch habe ich wieder einmal festgestellt, dass die Frau meiner Meinung nach noch nie guten, erfüllenden Sex gehabt hat. Sie scheint - wie viele Frauen ihres Alters - den Orgasmen hinterher zu jagen. Allein schon die Aussage "ich mach meinen Mund schön eng, damit ers gut hat beim Blasen" bringt mich zum Staunen. Da war doch noch was? Und von ihrem Selbstwertgefühl will ich gar nicht anfangen, das scheint im Keller, sonst würd sie nicht über Fantasien, die nix bringen referieren ...

Jedenfalls - und um zum Kern zu kommen: in der bunten Beilage stand diesmal, dass nicht nur die Journalisten, sondern sogar die gesamte Familie der Frau R. angeekelt sind/ist. Na bitte, sagte ichs nicht? Endlich. Der Grund ist aber nicht etwa ihr als ausschweifend bezeichnetes Sexualleben mit Männlein und Weiblein oder ihre Puffbesuche samt Ehemann. Nein, es geht um die genauen Schilderungen, wie ihre halbe Familie ums Leben gekommen ist und dass sie danach - ohne Punkt und Komma gleich wieder von ihren wilden Phantasien weiter schreibt.

"Man kann nicht nachvollziehen, dass R. - sie beschreibt den Unfall detailgenau und erzählt vom Geruch verbrannten Menschenfleisches, den sie mit dem von Bauchspeck vergleicht - dermaßen pietätlos ist." ..... "Es ist für mich unbeschreiblich verletztend, zu lesen, wie sie von Beschreibungen des Unfalls zu Sexszenen wechselt. Auch Tote haben doch ihre Würde." ..... "Und irgendwie findet man R., die man zuvor so für ihren Freigeist, ihre Schonungslosogkeit bewundert hat, in diesem Moment auch 'etwas ekelig'." (O-Ton der Gazette)

Soll sie doch, wenn sie das als therapeutischen Ansatz braucht. Aber vielleicht sollte sie das Geschreibsel dann in ihrem Schreibtisch verschwinden lassen. Oder in die Rundablage - mehr ist das nicht wert.

2 Kommentare:

SBMM hat gesagt…

Gott sei Dank lese ich nur Sachbücher, daher bleibe ich vor solcherlei Schriftwerk verschont ;-).

Oberansicht hat gesagt…

haha, guter ansatz, vll sollte ich auch nur sowas lesen. aber die roche les ich eh nicht mehr, höchstens ich finde ein exemplar im papiermüll (wo es auch hingehört!)