Freitag, 18. Mai 2012

ACH

Die X. hat sich verliebt, erzählt sie mir.

Sie hat da im Internet einen kennen gelernt. Einen der ihr sehr gefallen hat. Einen in den sie sich Knall auf Fall, Hals über Kopf verliebt hat. Websingles.at. Pff. Das Portal mit den Fakes, wo die Männer wissen, was sie den Frauen verklickern müssen, dass sie drauf reinfallen.

Er war einer, der schöne Worte hatte, wunderbare Mails komponierte, "romantisch veranlagt" war, der sie schon mit seinen geschriebenen Worten beeindruckte und verwirrte. Der sie anzog, bereits beim ersten aufeinander treffen (später auch auszog). Dessen Hand bereits sich bereits nach einer halben Stunde in ihre stahl. Den sie beim ersten Treffen küsste und dachte, angekommen zu sein, sofort. Bei dem scheinbar alles passte, auch die lang vergraben geglaubte Sexualität. Den sie mehrmals traf und mit dem was abging. Zumindest in ihr (ach ja, den Erzählungen nach auch bei ihm). Ach du liebe Güte.

Der ihr nach dem ersten Treffen schrieb, dass er sie so sehr mag, nach dem zweiten, dass sie die ultimative Traumfrau für ihn ist. Und dass er täglich mailen will, auch wenn sie nicht täglich antworten würde. Und der sich dann (nach einigen Wochen täglicher Hin- und Hermailerei) plötzlich zwei Tage nicht meldete, woraufhin sie frech nachfragte, was los sei, ob der Stress in gepackt hätte. Der dann zurück schrieb, dass er sich jetzt überfordert fühle, weil sich die X. zu einem Stressfaktor für ihn degradiert habe - nur weil sie per Sportfreunde-Stiller-You-Tube-Link fragte, wann sie sich endlich wiedersehn.

Es war dann einer, bei dem sie draufkam, dass er nicht so hieß wie ers angegeben hatte - obwohl er beim ersten Treffen, beim Nachfragen, ob sein Nick mit seinem Vornamen identisch sei, dies bejaht hatte. Der immer davon sprach, dass sie beide keine "richtigen Websingles" seien, weil die ja nur das Eine im Sinn haben. Und dass er so glücklich ist, sie gefunden zu haben. Der auch nie wieder in sein Profil einstieg, es aber nicht löschte, sie löschte aber ihres - wozu denn auch eine Suche aufrecht erhalten, wo sie sich doch gefunden hatten, so auch sein Tenor, er würds demnächst löschen, weil er es ja auch nicht mehr brauche. Und der auch von einem gemeinsamen Urlaub gesprochen hatte, das mit einem gemeinsamen Leben hatten sie beide mal wegen der entfernten Wohnstätten mal gelassen. Aber sie hätte für ihn alles aufgegeben, wär auch 150 km weiter weg gezogen für ihn.

Er war genau der, der immer vom gegenseitigen Vertrauen spach.

Es war auch der, der immer alles falsch verstanden hatte - kein Wunder, nahm er wahrscheinlich auch von der X. an, dass sie so eine linke Bazille sei wie er. Und sie ist drauf reingefallen. Nach dem Eintreffen des Degradierungsmails hatte sie ihn gegoogelt, den Nachnamen wusste sie zu dem Zeitpunkt noch nicht, schloß aber vom Namen seines Fotoalbums im Netz darauf, dass der dort vorhandene Name vielleicht der Name seiner Firma sein könnte. Und Bingo. Der damit gefundene Nachname auf der WKO-Seite war genau der, der zum Vornamen seiner Tochter passte, die in einer bestimmten Sportart mehr oder weniger erfolgreich ist. Auch die Fotos der Tochter aus der Sportreportage passten zu den Fotos, auf denen sie mit einer älteren Dame im Album zu sehen war. Also seine Frau, die dann später irgendwann bei den Urlaubsfotos wieder auftauchte.

Und dann begann die X., Websingles nach Männern seines Alters und seinen grünen Augen zu durchforsten und fand ein Profil, dessen Besitzer sie anschrieb. Und siehe da: genau ER - mit der gleichen, gewohnten Mailadresse, mit dem gleichen Briefpapier und der gleichen Schriftfarbe schrieb zurück. Später fand sie dann noch ein drittes Profil mit den fast gleichen körperlichen Merkmalen, er hat sich nicht mal bei der Wortwahl beim Ausfüllen des Profils viel Mühe gemacht - es gab viele Übereinstimmungen. Nach dem Auffinden seiner dritten Identität gab sie dann auf, sie begann zu verstehen, dass dies ein sinnloses Unterfangen darstellt.

Er hat ihr weh getan und es tut ihr noch immer weh. Eigentlich sollten wir ihn wissen lassen, dass es der X. nicht gut getan hat.

Der Herr nannte sich L. und hieß eigentlich D., sehr super. Aber er geht der X., wie alle diese Arschlöcher der Welt nicht aus dem Kopf. Und er macht sich dewegen keine Gedanken, hat sie wahrscheinlich längst vergessen, andererseits hat sie noch Monate später (!) seine Besuche auf ihrem Internetportal sehen können. Was sie per Statistik mitbekam.

Fazit: Er raubte ihr zwar die Illusion, aber den Verstand konnte er ihr nicht nehmen. Mittlerweile ist sie darüber hinweg.

Zitrone der Woche, des Monats, des Jahres, des Jahrzehnts. 

(Geschehen hier in der Gegend, ziemlich genau vor einem Jahr).

2 Kommentare:

elisabetta hat gesagt…

und was ist die erkenntnis aus dieser g'schicht?
vertrau den männern aus dem internet nicht!

diese erlebnisse sind heutzutage häufig. ich kannte mal einen, der sagte: internet ist das beste mittel um jemanden kennenzulernen. 0 aufwand und trotzdem garantierter erfolg.
die frauen fallen reihenweise auf die schönen worte rein, da ist dann das persönliche kennenlernen immer das Sahnehäubchen mit anschließender abschiedsdramaturgie.
;-(

Oberansicht hat gesagt…

ich versteh nur nicht, warum diese typen immer auf liebe machen. wenns gleich sagen würden, was sie wollen, wär vieles einfacher. da nimmt man sich dann was man braucht und das wars. das wird aber der X. ned viel helfen, die hat noch nicht die xunde einstellung, die mich mittlerweile ereilt hat xD