Montag, 25. Oktober 2010

Blogabstinent

Ich wandle wie ein blindes Huhn durchs Haus, leide an eingeschränktem Sehen und einer argen Grippe, die ich wohl schon eine Weile in mir sitzen habe. So eine mit Kreuzschmerzen und Müdigkeit und mittlerweile auch mit Fieber, Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen und all den nicht so netten Begleiterscheinungen. Aber nachdem das bei mir nicht ausreicht, kam gestern noch eine Augengeschichte hinzu.

Ein Sonntagabend im Krankenhaus und ich so blind wie es nur geht. Zu blind, um das Namensschild auf der Brust eines netten Mannes lesen zu können, was mich an der ganzen Sache am meisten ärgert. Groß war er, furchtbar nett war er und eine tolle, angenehme Stimme hatte er. Und ein bissl verschwommen hab ich ihn ja doch gesehen ...... ;-)

Doch der Reihe nach. Fernsehen im Bett, plötzlich kann ich Teile des Bildschirms nicht mehr sehen. Und sehe ich links nur mehr Blitze. Komischerweise habe ich keine Panik - auch nicht trotz des Gedankens an eine Netzhautablösung. Schnell noch die Tochter am Außenfototermin angerufen und unter die Dusche. Als ich der entsteige, blitzt auch schon das zweite Auge.

Ruf ich halt 141 - den Ärztenotdienst. Was ich da zu hören bekomme, nur weil ich um Rat frage, spottet jeder Beschreibung. Das Fräulein, bei dem ich das Gefühl habe, dass eine 15jährige am Apparat ist, fragt MICH: "Ja was können wir denn da tun?" - Als ich entgegne, dass ich das von ihr wissen möchte, ob sie mir zumindestens sagen könne, in welches Krankenhaus ich fahren soll, meint sie: "Da bin ich aber jetzt echt ratlos". - Auf meine Frage, ob denn da nicht der Ärztenotdienst sei, kommt nur die Gegenfrage, ob sie mir die Rettung schicken soll. Wo bin ich denn da bloß wieder gelandet?

Sie gibt mir anschließend den Rat, doch einmal mit dem Arzt zu reden. Und ich soll mir seine Nummer notieren - hä??? Ich hab ihr doch gesagt, dass ich außer den Blitzen fast nichts mehr sehe???? Es nützt nichts, sie kann mich nicht weiterleiten, aber sie gibt mir die Telefonnummer eines Arztes, der ein Tonband laufen hat. Dieses bringt die Auskunft, dass er nicht im Dienst ist (!!!) und das mir eine weitere Nummer einer Ärztin durchgibt. Nett. Die hebt dann wenigstens ab, sie rät, nach Mödling oder Wr. Neustadt ins Krankenhaus zu fahren. Guter Rat? Nein, denn Mödling hat nicht mal eine Augenambulanz! Ich fühle mich nicht sehr gut aufgehoben! Mittlerweile hat das Blitzen in den Augen aufgehört (vielleicht wars ja doch nur der niedrige Blutdruck, der beim Ärgern nun sehr gestiegen ist).

Inzwischen ist A. eingetroffen, wir machen uns auf den Weg nach Neustadt, das Wetter ist grauslichst, ich muss sie immer wieder zu einer niedrigeren Geschwindigkeit ermahnen. In der Augenambulanz werden wir von dem anfangs beschriebenen sehr netten Herrn in Weiß empfangen. A. wagt dann einen Blick auf seine Brust (der bei mir kein scharfes Ergebnis brachte) wagt und gelesen, dass er ein DGKP ist. Er bringt mich zur Ärztin, die lange Blicke und jede Menge Licht in meine Augen wirft und dann einen Sehtest machen will. Ich teile ihr meine ungefähre Sehstärke (bzw Schwäche) mit - ich bin ja wirklich sehr kurzsichtig und trage im Normalfall Kontaktlinsen, im Krankheitsfall aber nur Brille. Das mit den Kontaktlinsen scheint aber nicht so recht angekommen zu sein, beide blicken mich völlig entgeistert an - so als ob ich nicht schwachsichtig, sondern schwachsinnig wäre und fragen fast unisono "Wieso denn dass? Warum tragen sie denn den Sehbehelf nur wenn sie krank sind?" Bis ich ihnen das mit den Kontaktlinsen verständlich gemacht habe .... Tsssss.

Gut aber dann kommt das Beste. Obwohl ich sie darauf hinweise, dass ich rechts ca -4,5 Dioptrien habe, legt sie mir in die wunderbar hübsche Sehtestbrille ein Glas mit der Stärke -0,5 ein. Na toll, ich soll ihr sagen, was sich sehe und das ist nichts! Das versteht sie nicht und meint, ich müsste doch wenigstens irgendetwas sehen. Ja, Frau Doktor: ich sehe einen hell beleuchteten Fleck, wahrscheinlich ist er rund. Und ich frage nach, ob sie denn überhaupt ein sehschärfenkorrigierendes Glas eingesetzt hat. Ich soll mich bemühen meint sie. Worauf ich entgegnen muss, dass ich mir die Linsen, die Brille und sogar den ganzen Sehtest sparen könnte, wenn ichs ohne sehen würde. Sie sieht mich entgeistert an, entschließt sich aber doch zum Einsetzen eines "stärkeren" Glases von -1,0. Das Spiel geht weiter, bis wir nach einer gefühlten halben Stunde im Halbdioptrientakt bei -3,5 angekommen sind und ich schon halbwegs, aber immer noch nicht genug sehe. Ich sehe nämlich meine Tochter, die es nicht mehr packt und sich in einem richtigen Lachkrampf biegt, den der Herr DGKP anscheinend auch schon fast teilt. Fein, er hat also auch Humor.

Beim zweiten Auge hält sie sich wenigstens an meine Vorgaben, deshalb kann ich auch die Nacht zu Hause verbringen, weil wir dann doch zeitgerecht fertig werden. Die Untersuchung endet mit dem Eintropfen meiner Augen, es waren vier verschiedene Tropfen, die einen sollten meine Pupillen erweitern, die andern narkotisch wirken, weil mir ein Glaszylinder eingesetzt werden muss, mit dem der Oberarzt ums Eck in mein Auge hinein schauen kann. Fazit: mein Glaskörper zieht an der Netz- (oder Horn-?)haut, was "in ihrem Alter, ohne ihnen nahe treten zu wollen (lol) völlig normal sei".

Naja, was soll ich noch großartig sagen .....

5 Kommentare:

_rain hat gesagt…

Auaaa!
Augen, das ist immer heikel!
Schau bloß, dass Du von vernünftigen (!) Leuten danach gucken lässt und hol Dir in jedem Fall eine zweite Meinung zu dem Befund ein!

Es ist aber auch nicht tröstlich zu hören, dass es mit der medizinischen Versorgung und Kompetenz bei Euch nicht viel besser zu stehen scheint als hierzulande... eieiei.
Es ist ja nicht ausgemacht, dass es sich WIRKLICH um etwas "in Deinem Alter ganz Normales" handelt ...;-)

Hoffe, Dir geht es bald wieder gut!!

Oberansicht hat gesagt…

ja, aua.
is ja schon wieder gut.

Oberansicht hat gesagt…

danke.

rosmarin hat gesagt…

oha....
wenn sie dies wieder lesen können, ist es offenbar wieder besser.
das was ich da (mit hilfe meiner lesebrille) entziffere ist bitter.
schön, wenn sie das so charmant zwinkernd beschreiben.... mir wird's grad angst und bange ob des zustands unserer sog. zivilisation.
beileid und ganz ganz gute besserung für alle blessuren!

Oberansicht hat gesagt…

ö_ö
und vielen dank, ich bin eh schon wieder des bloggens mächtig. gestärkt durch nächtliche erlebnisse gehe ich mutig und harrend der dinge, die da kommen werden (hahahaaa!) in einen neuen morgen :-))