Mittwoch, 7. Juli 2010

Schlaflosigkeiten

In meinem Oberstübchen macht sich etwas breit, das einzuordnen gar nicht so leicht ist: Gedankenzusammenballung. Also ist das nun eine Gedankenkugel? Das Wort hört sich komisch an, aber ich denke mal dass jeder, der morgens schlaflos im Bett herumkugelt, weiß wovon ich spreche. Diese Kugel rollt durch meinen Kopf, sie hat die Morgenstunden zwischen 4.30 und 5.30 Uhr als besondere Zeit auserwählt, um aktiv zu werden. Und wie sie da aktiv wird. Sie kegelt. Und rollt. Und das durch die Gänge meines Bewusstseins, sie bewegt sich durch Kehren und Windungen wie durch einen Flipper. Sie prallt an manchen Wänden ab, rollt auf andere zu, einfach immer nur hin und her und her und hin. Und bumms.

Was da alles so rotiert, sind unerledigte Probleme und Gedanken, die man weggeschoben hat und die immer wiederkommen. Oder es sind Entscheidungen, die man noch treffen, Gespräche die man noch führen muss, oder einfach nur unbeantwortete Fragen. Mir scheint, manches klatscht wie ein rohes Ei auf dem Boden auf und hinterlässt einen Abdruck oder sonst irgendwas in der Richtung. Egal worum es geht, es fährt alles Achterbahn, die Kugel rollt. Auf gehts!

Es ist alles zusammengeknüllt, was einem da durch den Kopf geht. Vielleicht geht es um Leute, die alles persönlich und als Angriff nehmen, die immer gleich beleidigt sind, einem aber selbst gern alles reinwürgen, was ihnen einfällt. Oder um solche, die nach Ausflüchten suchen, wenn sie einen Fehler begehen. Die nicht einfach sagen können "OK, mein Fehler, tut mir Leid - wie tun wir jetzt weiter?" Die Schuldzuweisungen an andere treffen und die sich wirklich keinen einzigen Fehler eingestehen können. Ach, wie unelegant und vor allem wie unerwachsen. Oder es geht auch um Leute, die einem einen kitzekleinen Gefallen getan haben, denen man jetzt als Abgeltung etwas unmoralisches, widerstrebendes zum Gegengefallen machen soll. Oder es geht um zwischenmenschliches, vielleicht auch um Geld.

Ich denke auch über Bedeutungen von Wörtern nach. Wo ist das Wort asozial hingekommen? Wieso sagt heutzutage jeder, dass es einem an sozialer Kompetenz oder sozialer Intelligenz mangelt (mich eingeschlossen)?

Die dumme Kugel hämmert, beginnt leise und dann lauter werdend das Wort Tagwache zu formulieren. Wie die Kirchenglocke neben dem Kopf oder dem Feuerwerkskörper direkt neben mir gibts einen Knall. Und Ruhe schreien kann man was man will. Nichts nützt, der Restschlaf bleibt aus. Inner-Mind-Flipper um eine Uhrzeit, zu der man besser schlafen sollte.

Unzählige Versuche zum Abstellen des Gekugels. Klägliches Scheitern, Polster drehen, damit die Kugel endlich in einer Art Kuhle zum Ruhen kommt. Dann fällt einem noch dieser Mensch ein, an den man dauernd denken muss. Die Kugel rollt wieder weiter und donnert überall an. Aufstehen. Sonnenaufgang fotografieren. Wieder ins Bett. Licht aus. Licht an, Buch her. Erste Seite, Zeile acht und aus. Schlaf. Sich fast täglich wiederholendes "Spiel". Und täglich diese Müdigkeit.

8 Kommentare:

rain hat gesagt…

Zu der Sache mit den unerledigten Dingen und den Gesprächen, die noch nicht kamen und den Leuten, die merkwürdig reagierten, gibt es einen guten Trick:

Zu Tageszeiten pausenlos und bewusst oft daran denken. Auch, wenn man mal 5 Minuten Ruhe tagsüber hat: Thema im Kopf wieder anrollen lassen, nochmal und nochmal durchdenken.

Irgendwann stellt sich unterbewusst die Ahnung ein, dass es beim 1001. Durchdenken keine neuen Erkenntnisse geben wird, und ab diesem Moment beginnt das Thema sich emotional in Sachen "Wichtigkeit" zu entflechten.
Einfacher gesagt, je öfter der Kopf eine Sache durchgespielt hat, umso eher wird der Geist "es leid" dies noch ein weiteres Mal zu tun.
Und schon gar nicht nachts.

Noch ein Wort zu "Es fehlt an sozialer Intelligenz / Kompetenz":
Das stimmt ja auch.
Soziale Intelligenz / Kompetenz war in den Gründungszeiten der menschlichen Zivilisation überlebenswichtig, um weiterzukommen.
Heute ist das FEHLEN von jeglicher sozialen Kompetenz wichtig, um (im Leb en, im Job) weiterzukommen.
Und so wird sie step by step abgelegt.

Oberansicht hat gesagt…

gute idee, das versuche ich mal.

nur: bei dem punkt im letzten absatz hilft das garantiert nicht, das weiß ich :-)

und wegen dem fehlen der sozialen intelligenz/kompetenz: das sehe ich absolut nicht so. ellenbogentechnik mag zwar etwas bringen, nicht aber auf längere hinsicht. kann aber auch sein, dass ich das nur so sehe, weil ich teilweise im psychosozialen bereich tätig bin.

rain hat gesagt…

Ah, jetzt sagen Sie es - sie sind aus dem psychosozialen Bereich? Dann ist klar, was ihre Wertmaßstäbe sind, was Sie als Erfolg verstehen und was genau soziales Verhalten /asoziales Verhalten bedeutet.

Meine Branche ist das exakte Gegenteil (deswegen bin ich da auch ein Mega-Exot, geniesse mein Papageientum aber ;-)).
Dort sind die "Anderen", die ziehen ihr Selbstverständnis und ihre Zufriedenheit aus Geld, Ansehen, Gestaltungsfähigkeit (=altdeutsch: Machtposition).

Ich habe sie gesehen, auf Assessmentcentern für Führungskräfte, und ich habe gesehen, wonach aussortiert und ausgewählt wird.

Da gibt es eine MENGE Leute, die würden steif und fest behaupten, dass man mit sozialer Kompetenz und Empathie "auf längere Sicht nicht weiterkommt", quasi das Gegenteil von dem, was Sie sagen.
Und auch DIE haben Recht, auf ihre Art und (nur) für IHR Wertesystem.

Es hängt eben davon ab, was für ein Mensch man ist.
Wen ich auch diese Gattung meide, wie die Pest ;-)

Oberansicht hat gesagt…

herr rain, ich sagte teilweise :-)

ich komme aus der IT und habe 2008/2009 eine trainerausbildung gemacht, um EDV unterrichten zu können. es sind also 2 paar schuhe. einerseits IT-dienstleitungen, andererseits EDV-unterricht.

wenn ich so von sozial und asozial brabble, dann gehts meist um irgendwelche schulungsteilnehmer. wobei das was hier unter schlaflosigkeiten geschrieben wurde, betraf gerade nicht dieses klientel. das war eher allgemein gehalten, freundeskreis, kollegen, kunden. und ich darf nicht zu sehr konkret werden, das ist das problem. ich könnte ja auch kunden verärgern und das will ich schon gar nicht. ich will viel lieber, dass die gut auf mich zu sprechen sind und pünktlich zahlen :D

ich bin heute schon etwas verwirrt und nicht mehr ganz klar im kopf, rede mich sicher wieder in einen wirbel und merk es gar nicht. der tag war lang, er begann um 6 uhr früh, dann stand ich im unterricht, lief mir die hacken wund wegen der suche nach einem ersatzteil, habe meine buchhaltung gemacht (mir dazwischen immer wieder einen blick auf nachbarliche blogs geleistet) und nun bin ich platt. aber auch fertig mit dem heutigen tagwerk. kommt zeit, kommt neuer tag, kommt neue hektik. aber nicht mehr lange, ich versprechs :-))

Kärntnerin hat gesagt…

Liebe Uschi, die rollende Kugel, die Gedanken die sich drehen, nicht einschlafen können... Beim Aufstehen geht's schon wieder weiter. Kenn ich alles!
Mein Rezept dagegen lehnt sich an ein Konzept an, das GTD (getting things done) heisst. Die Quintessenz des ganzen: ALLES aufschreiben. Probleme, Sachen die zu erledigen sind, vom Einkaufen, über Haushalt bis zum Business, ungeführte Gespräche, privates, Gedanken, Ideen. Ich hab mir Karteikärtchen zugelegt um das alles besser sortieren zu können.
Unglaublich aber wahr, das hilft! Und zwar sehr, sehr gut!
Seitdem schlaf ich besser, ich hab nicht mehr die Angst was zu vergessen und die Dinge erledigen sich fast von alleine...
Vielleicht ist das ja was für dich ;-)
Schönen Tag & Schönes Wochenende

Oberansicht hat gesagt…

liebe a.! (ich verrats eh nicht ^^)

das ist ja mal ein tipp :-)

das mit den karteikärtchen ist eine tolle idee, ich habe hier nur fliegende zetteln und collegebücher, die ich immer wieder neu schreibe. ich werde es mal ausprobieren. das von dir und den rat von rain.

einschlafen kann ich übrigens sehr gut, damit habe ich keine probleme, nur wache ich manchmal morgens zu früh auf - je nachdem, wann ich ins bett gekommen bin. das ist in letzter zeit immer relativ früh .... also kurz vor mitternacht (ich bin normal ein später vogel ^^)

... wie bewahrst du die kärtchen auf?

euch auch ein schönes wochenende und liebe grüße

Kärntnerin hat gesagt…

hmmm kurz vor mitternacht ist ein bissal sehr früh ;-) da denk ich meist noch nicht einmal ans schlafen gehen...

ich hab meine kärtchen in einem karteikästchen vom pagro und mit bunten klebestreifchen (keine ahnung wie die dinger heissen, so klebemarker für bücher) kategorien gemacht, wie 'wichtig' 'hat zeit' 'ideen'...
bei größeren projekten schreib ich mir dinge dazu wie einen zeitrahmen, wie am besten zu bewerkstelligen, erster schritt, usw...

so bleibt der kopf frei von sorgen und plänen die sich im kreise drehen, alles wichtige steckt ja im kästchen ;-)

Oberansicht hat gesagt…

tja, relativ früh ist vor mitternacht auch für mich. aber wie gesagt: das ist ja nicht immer so .... ^^

deine vorschläge sind überlegenswert ;-))

kalinichta!