Samstag, 19. Juni 2010

Samstag mit Seminar

Es regnet an diesem Samstagmorgen, wie auch schon den halben gestrigen Tag. Die Luft im Hotelzimmer ist angenehm, genauso wie die Temperatur, weil das Fenster, das hier im Burgenland mit einem Schutzgitter versehen werden muss, die ganze Nacht geöffnet war. Ich erwache 50 Minuten vor der eingestellten Weckzeit, ich höre Vogelgezwitscher und vereinzelte Autos. Es scheinen Möwen zu sein, die da versuchen die fliegenden Nachzügler der Nacht zu erwischen. Ich habe ja gestern die Bekanntschaft eines Blutsaugers gemacht, der mich just unter meinem Ring in den Finger stechen musste. Langsam sollte ich mir über die Zusammensetzung meines Blutes Gedanken machen. Was habe ich an mir, dass mich Gelsen und Zecken so sehr lieben, bin ich etwa zum Anbeißen süß? :D

Gestern Nacht folgte noch jede Menge geistiger Dünnschiss der bereits angesprochenen Person, Dünnschiss, der mich früher als sonst zu Bett trieb und das war gut so. So durfte ich gewisse Ansätze versäumen, die Tendenzen zum dritten Reich vermuten ließen und die mich zum Kotzen gebracht hätten. Manchmal trifft man halt so dumme Leute, dass es unglaublich ist. Und dann muss man einfach etwas über sie schreiben, egal, ob sie es lesen oder nicht. Ich steh dazu! Was mich aber an dem Ganzen so verblüfft ist, dass ich mich immer mehr dabei ertappe, dass ich Leute bereits beim ersten Auftreten richtig einschätzen kann. Ich meine damit, dass ich erkennen kann, wer in einer Gruppe das Arschloch ist und wer Probleme mit sich selbst hat. Besonders die nach Liebe und Aufmerksamkeit bettelnden erschnuppere ich schon 100 Meter gegen den Wind. Auch die besonders Notgeilen wie der hier sticht für mich förmlich aus der Menge. Ach was, diese Aufmerksamkeit hat er einfach gar nicht verdient. Trauriges Detail am Rande: eine Teilnehmerin verlässt wegen ihm das Seminar.

 
Heute sehen wir noch den zweiten Teil der Videoaufnahmen der gestrigen Präsentation und ich mache mir nochmals Gedanken darüber, was Schafe zählen, wenn sie einschlafen wollen und komme zu der Erkenntnis, dass es wohl Menschen sein müssen, denn Hirtenhunde und Wölfe im Schafspelz eignen sich wohl eher weniger. Wir erfahren vom Geheimnis der bildhaften Sprache, von bunten Worten, beschreibenden oder bewertenden Adjektiven und bekommen auf den Weg, dass Phrasendreschereien zu vermeiden sind.
  
Dann bekommen wir noch jeder einen Text zum Vortragen, verschiedene Gedichte von Eugen Roth, die alle mit „Ein Mensch“ beginnen und anschließend folgt noch eine Demo zur Spontan-Rhetorik: ein Interview.

Meins beginnt mit einer gefürchteten abstrakten Frage, die mich zu völlig unsinnigen Antworten treibt und die wiederum treiben meine Interviewpartnerin in den Wahnsinn.
Kleines Beispiel gefällig?
A: „Wenn Schwimmen schlank macht, was machen dann Blauwale falsch“
B: „Da ich annehme, dass es sich bei dieser Frage um einen schlechten Scherz handelt, bitte ich Sie, zur nächsten Frage zu kommen“.
A: „Das ist zwar unzulässig, aber okay, bitte: Welche Gesetzesänderungen würden Sie als neue Jugendreferentin vorschlagen?“
B: „Ich würde zu allererst die Schulpflicht aufheben und durch die Kindergartenpflicht der 6-18Jährigen ersetzen.“
A: „Wie würden Sie dann Schwerpunkte setzen und was würden Sie dann als wichtige Aufgaben vorschlagen?“
B: „Als erstes würde vorschlagen, dass ein Katalog ausgearbeitet wird, in dem sinnvolle Fragen für Interviews ausgearbeitet werden.“ Usw......

Dann ist es auch schon wieder vorbei und es hat gar nicht wehgetan. Wir sind nachdenklich, besonders in Anbetracht der nächtlichen Vorkommnisse und treten den Heimweg an: SUPER WARS!

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